Dienstag, 11. September 2012

Hedonistischer Muskelkater

Ich bin wieder zurück - in der Zivilisation. Der erste Eindruck von Lagodechi vermittelte mir nicht das Flair einer Weltstadt. Nach meinem Abstecher nach Tuscheti scheint mir jedoch Lagodechi zumindest als Weltdorf durchzukommen.
Das Naturreservat Tuscheti nord-westlich von Lagodechi ist geprägt von seiner Wildheit und Unzugänglichkeit. Grundsätzlich ist Tuscheti nur in den Sommermonaten besiedelt, hauptsächlich von Hirten mit ihren Schafen, Kühen oder Pferden. Das Leben ist einfach und die Menschen herzlich, das bemerke ich schnell auf meiner mehrtägigen Wanderung (quasi ein Erfahrungsaustausch zwischen Nationalparks). Ein Höhepunkt meines Weges, der Bergpass Nakle Choli. 
Meine Begegnungen mit den Tuschetis erweisen sich dann auch als sehr redselig. Nach den routinierten Standardfragen bezüglich Woher? Wie lange? Ehefrau? WIESO NICHT? Wieso keine georgische? kommt eine weitere dazu: "Wieso steigst du über so hohe Berge, wenn es auf der anderen Seite der Bergkette eine Strasse gibt?". Hm? - schwer zu erklären. Ich versuchte es trotzdem, mein Erfolg blieb aber bescheiden. Auf meinem Weg zum Fusse des Passes begann ich mich selbst zu fragen, was ich hier mache. Ist es die Freude an der Natur? Oder brauche ich die sportliche Herausforderung? Habe ich einfach nicht viel Besseres zu tun? Abenteuerlust mit "wohlverdienter" Erholung danach? Ich komme ein bisschen ins Zweifeln, vor allem als ich nach zwei Tagen vor dem Pass stehe.
Blick auf den Aufstieg
Ich mache mich trotzdem auf den Aufstieg. Nach steilen Kilometern habe ich es geschafft und lasse meinen Blick über die Berge schweifen und erkenne plötzlich einen Hirten, der auf einem Stein liegt. Die kaukasischen Hirtenhunde bemerken mich sogleich auch, weshalb ich mich schnell aufmache Bekanntschaft mit dem Hirten zu schliessen (sonst könnten mich die Hunde mit einem Wolf verwechseln!). Ich setze mich zu ihm und natürlich liegt mir eine Frage auf der Zunge: "Weshalb wanderst du mit deinen Schafen bis hierher hinauf?". Ich erhalte ein Lächeln vom Hirten und er antwortet mir, ich solle einfach mit ihm hier sitzen und verstehen. Ganz einfach, ganz unwichtig. Und wir sitzen schweigend auf unseren Steinen.
Einverstanden


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