Dienstag, 20. November 2012

Konkurrenz auf dem Spielplatz

Als Östler in vielerlei Hinsicht zieht es mich immer wieder Richtung Westen. Da mein georgischer Aufenthalt nun in die letzte Runde geht, habe ich mir gedacht noch ein bisschen Urlaub zu machen. Natürlich nicht nur Urlaub, ich durfte an der Uni noch über unsere Arbeit in Lagodechi erzählen. Nun aber erstmal wo - na klar wo denn sonst, Batumi-Beach!
Um es vorweg zu nehmen, die Partymeile am Schwarzen Meer hat sich mir sehr beschaulich gezeigt. Der Sommer ist vorbei und die DJs mit ihren Groupies sind wieder in Tbilisi. Für mich als temporäres Landei war das ganz in Ordnung. Was bleibt ist die Stadt. Und diese ist nicht nur im Sommer ein Spiegelbild der georgischen Politik. Im Zuge der Rosenrevolution war die autonome Region Adscharien die einzige, die 'zurückgewonnen' werden konnte. Die Geschichte, wie der quasi-Fürst Adschariens, Aslan Abaschidse nach Russland ins Exil vertrieben wurde, wird auch dementsprechend oft und pathetisch erzählt. 
Also besuchte ich das neue Batumi und das mit bestem Wetter, vor allem nach meiner Zeit im Schwamm Lagodechi. Der Ausblick übers Meer, die Promenade und die Berge Abchasiens hat mich dann auch gepackt.
Schneeberge, des nicht ganz so georgischen Abchasiens
Die Stadt selbst zeigte sich mir ebenso vielfältig. Relikte des alten Fischerdorfs, türkische Quartiere, niedrige Altstadt und überdimensionierte Neubauten. Ja ja die Neubauten. Für Saakaschwili war es ein grosses Anliegen zu zeigen, was es bedeutet wieder Teil des georgischen Territoriums zu sein. So entstanden Türme mit integriertem Riesenrad, Türme, deren einzige Aufgabe Turm zu sein ist, Tschatscha-Brunnen oder eine riesige Promenade mit beleuchteten Palmen. Die Behauptung, dass Batumi Mischas Spielplatz sei, scheint nicht grundlos.
Skyline Batumis
Nun mit der neuen Regierung stellt sich die Frage, wer auf diesem Spielplatz spielen darf? Viele Bekanntschaften waren verunsichert von der Frage, vor allem ob nun Batumi die Attraktivität für die Politik verliert. Ich glaube das aber nicht unbedingt. So durfte auch schon Ivanischwili hier spielen und frischte beispielsweise den botanischen Garten auf. Und wie wir es gewiss schon erlebt erlebt haben, sind doch die Spielsachen eines anderen immer interessanter als die eigenen. Also schauen wir mal, ob auf diesem Platz genug Platz für zwei Kinder Politiker ist.
Mein Besuch stand aber nicht im Fokus der Politik, so wollte ich ein bisschen lehren, wurde aber vor allem gelehrt. Adscharien habe ich als stolze Region kennengelernt und so war mir ein Ausflug nach Keda an ein Folklorefestival ganz recht. In bester Begleitung zeigte man mir die Traditionen der Umgebung und ein weiteres Mal wurde ich Zeuge der Herzlichkeit georgischer Gastgeber. 
Ich versuchte aus meiner Zeit hier Schlüsse zu ziehen. Grundsätzlich zeigen sich mir wenige Unterschiede zwischen einem adscharischen Fest und einer Supra in Lagodechi. Es wird getanzt, gesungen, getrunken und gegessen. Die Menschen sind so unterschiedlich und ähnlich wie überall und kurzum es war eine freudige Zeit. Da erhält man keine politische Erleuchtung und die Fragen der Grenzen kommt wie aufs Parkett. Ich bleibe dabei, politische Vorstellungskraft.
Wenn auch nicht erleuchtet so war aber meine batumschi Zeit ein sehr erhellendes Erlebnis in einem anderen Teil Georgiens.
Prost...


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