Montag, 12. November 2012

Astreines Durcheinander

Das Thema Holz kam ja immer wieder mal aufs Papier. Ich habe mich aber stets zurückgehalten tief in die Materie einzugehen. Weshalb? naja, kurzum habe ich das System nicht verstanden und zu meiner Verteidigung, ich bin nicht der einzige. Nach weiteren Nachforschungen präsentiere ich euch gerne meine Erkenntnisse.

  • Ziel der ganzen Aktion, die Bevölkerung Lagodechis wollen und brauchen Holz für den Winter. Sie heizen und kochen mit dieser Resource. 
  • Problem des Holzes, ich lebe in einem riesigen Wald von rund 15'000 Hektaren, aber es ist ein Schutzgebiet.
  • Angestrebte Lösung, Alt- und Totholz wird aus dem Managed Nature Reserve gesammelt und das Strict Nature Reserve bleibt verschont.
  • Was zu weiteren Problemen führt, in den letzten 12 Monaten gab es nur wenige starke Stürme, sprich es liegt vor allem in den Flüssen nur wenig Totholz.
  • Frage des Tages, wer bekommt Holz?
Eine Person kann maximal drei Kubikmeter Holz erhalten. Mal eine kleine Rechnung. Lagodechi zählt circa 7'000 Einwohner. Minus der Kinder (die hätten sowieso keine Chance in diesem Chaos zu Wort zu kommen) sagen wir mal 4'000 berechtigte Personen. Also bräuchte der Park ungefähr 12'000 Kubikmeter Holz.
Ein solcher Waldwissenschaftler hat mir mal erklärt, wie ich mit meinem Daumen schätzen kann wie viel Holz in einer Hektare Wald steht. Nach einer kleiner Studie meinerseits ist zu sagen, dass in den besten Teilen des Waldes (weit über 1000 m.ü.M.) maximal 600 Kubikmeter rumstehen. Was bedeutet, dass man einfach so 20 Hektar Wald komplett abholzen müsste, in Realität wohl ein vielfaches mehr. Will man diese Menge Holz mit Totholz kompensieren hiesse das, dass im Schutzgebiet kein Ast mehr am Boden liegen würde.

Ein bisschen viel Mathematik für den frühen Morgen, aber es geht weiter. Lösungsansatz, nur Personen, die direkt am Wald leben werden mit Holz versorgt und welche, die sozialhilfeberechtigt sind. Ein weiterer Rechnungswirrwarr! Jeder hier erhält eine Sozialnummer, entsprechend des Einkommens und Vermögens. Die Skala erstreckt sich von 1'000 bis 54'000. Nur Personen bis 11'000 können Holz beantragen. Funktioniert aber auch nicht, da viel zu viele unter dieser Marke leben. Also beginnt man bei den tiefsten Nummern. 
Das Holz reichte letztendlich für die Anwohner und rund 300 Sozialhilfebezüger. Fazit: ein riesiger Aufruhr und viele böse Stimmen. Zu erklären weshalb nicht mehr Holz ausgegeben werden kann bleibt eigentlich keine Zeit mehr. Rettungsaktion der Regierung, jeder Sozialhilfebezüger erhielt 100 Lari (50 Euro) als Ausgleich. Hinzu kommt aber der Konflikt mit den Transporteuren. Um das Holz aus dem Wald zu schaffen müssen die Einwohner rund 100 Lari bezahlen, teilweise beinahe ein Monatslohn.

Und ich Narr hatte noch Freude als ich meine Stromrechnung gestern bekommen habe! Irgendwie absurd, für einen Monat zahle ich hier 4 bis14 Lari (2-7 Euro).
3.99 für Strom
Heute ist wieder Montag. Seit vier Tagen ist alles Holz verteilt (auf dem Papier). Der Aufmarsch vor der Administration hält aber an, da fühle ich beinahe wie in Buenos Aires! Mein Kopf läuft allmählich heiss mit diesem ganzen Geschrei hier, trotz den klammen Temperaturen. Und das bittere an der Sache ist, dass alles so verständlich ist! Die Einwohner sehen einen ganzen Wald voll mit Holz, die Angestellten des Schutzgebietes werden bezahlt für den Schutz dieses Holzes. Da braucht es keine grossen Rechnungsanstrengungen.

Und da soll noch einer sagen, ich lebe hier nicht im Luxus. Obwohl es sich hier momentan wie in einem nassen Schwamm lebt bin ich optimistisch. Ich habe eine neue Innovation in meinem Zimmer...Merci!
Neues Hobby: Dani und Kleider trocknen



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