Montag, 5. November 2012

Pendler

Mir war es stets bewusst, irgendwann muss ich es sagen. Und nun war es soweit, ich habe es meinem Büro gestanden: "Nein - ich bleibe nicht für immer hier". Den Konsequenzen war ich mir weniger bewusst. Eine der ersten Reaktionen war die Frage, ob ich nicht lieber hier heiraten würde? Okay damit war zu rechnen. Die Zweite folgte sogleich, dass ich schon recht habe, hier im Winter verpasse man überhaupt nichts. Die Antwort darauf: "Ach was keine Zeit ist so gemütlich wie der Winter, essen und Tschatscha trinken, was will man mehr!" Die Diskussion ging noch eine ganze Weile weiter und letztendlich konnte man sich einigen, dass ich das Land verlassen dürfe.
Ich darf also verkünden, dass ich wieder zurück kommen werde, von wegen gefangen im Kaukasus. In einer ruhigen Minute sagte mir dann Natia, die gute Seele unseres Teams: "Dani, du bist ein Pendler".
Hm? Möglich aber ich bin nicht der einzige! Viele Georgier haben auch ganz schönes Pendler-Potenzial. Oftmals fühle ich mich an einem Bürotag wie in einem Bienenstock. Die Leute kommen und gehen mit einer Frequenz einer sechsspurigen Autobahn. Bei dem ganzen Treiben fühle ich mich als entspannter Zuschauer aus meiner gemütlichen Wabe. Zur Zeit herrscht hier beispielsweise das Rennen oder eben Pendeln um das Brennholz. Der Winter steht bevor und das Holz ist knapp. Ein unaufhörliches Kommen und Gehen, und nicht ein einmaliges, ich habe bereits viele neue Bekanntschaften mit den Leuten geschlossen, die täglich hier erscheinen und irgendwohin verschwinden.
Bin ich auf Reisen begegne ich auch vielen Pendlern und nicht nur in den Marschrutkas. Viele Menschen sind hier alltäglich unterwegs, die einen suchen ihr Essen, die andern gehen zur Arbeit dafür und weitere treiben es vor sich her.
Umtriebiger Umzug
Bei genauerer Betrachtung fällt dabei auf, dass die, die gehen meist auch wieder zurückkehren. Meines Verständnisses nach, ganz klare Pendler.
Ein Gehen und Zurückkehren
Meine Argumentation fruchtete nicht. Ich versuchte meine Gedanken darzulegen, aber anscheinend habe ich das Konzept des georgischen Pendlers nicht verstanden. Die georgischen Pendler gingen einfach ihrem Alltag nach, ich sei aber unstet. Ach da war ich aber froh, wollte ich doch schon immer unstet sein (was einige meiner Freunde vehement verneinen). So sei ich also ein georgischer Pendler, denn dieser wisse nie wohin es als nächstes geht. Also ein Vagabund, ein Spieler, das Leben eines Taugenichts. Heieiei, vielleicht stelle ich mich schwierig an, aber ich verstehe nicht ganz, doch lustig ist es allemal. Und sowieso, meine nächsten Schritte sind fix und zumindest als nächstes weiss ich wohin ich pendle.
Auch beim Nardi spielen fallen die Würfel


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