Freitag, 9. November 2012

Ist da wer?

An anderer Stelle habe ich bereits berichtet über die Eigenheiten georgischer Privatsphäre. Im Moment fühle ich mich aber ganz unbeobachtet, der Bär tanzt nicht bei mir. Getrennt durch eine dünne Wand geht es aber ziemlich zu und her im Nebenraum. Top-Thema: Holz! Die Antragsteller drängen sich in die Administration und dann wird diskutiert, ich hoffe es zumindest. Jetzt klingt es aber eher nach einem ausufernden Streit, handgreiflich wird es glücklicherweise noch nicht.
Aber eigentlich wollte ich etwas anderes berichten. Wenn es wie heute wieder mal zu laut wird im Büro oder in Lagodechi habe ich meine Ruhezone vor der Tür. Ab in den Wald, das nennt man wohl aussteigen oder eintauchen in die Stille. Auch heute früh zu georgischen Unzeiten war ich im Unterdorf unterwegs, auf die genauen Gründe dafür will ich hier lieber nicht eingehen. So oder so, bei richtigem Schmuddelwetter verzog ich mich sofort in den Wald, um so zu meinem getrauten Heim zu gelangen. So ist es mir lieber, unbeachtet kam ich dann auch an. Das meine ich zumindest.
Denn dieses nasse Wetter und der kommende Schnee eröffnet neue Erkenntnisse bezüglich der schönen Einsamkeit. Zwei Tage war ich wieder mal in den Bergen und lauerte den kaukasischen Steinböcken auf. Schnell stellte sich mir aber die Frage, ob nicht eher jemand meiner Fährte folgt?
Pooh knapp verpasst!
Jedes mal wenn ich von der Berghütte loszog sah ich, dass Meister Petz auch schon auf den Beinen war. Glück oder Pech, ich habe ihn stets verpasst.  So konnte ich ohne Smalltalk in die felsigen Höhen aufsteigen. Dort war dann ich der Beobachter und verfolgte mit dem Fernglas die kletternden Steinböcken. Ich war schon ein bisschen neidisch, die Tiere mit solcher Leichtigkeit die Berge aufsteigen zu sehen.
Ich genoss es ungestört in den Felsen zu verweilen und die Berge zu betrachten. Als es dann allzu kalt wurde stieg ich wieder ab. Und siehe da, so schnell wird man vom Beobachter zum Beobachteten. Im Schnee zeichnet sich eine Wolfsfährte ab. Hm? vielleicht sollte ich sogar hier oben einstweilen über meine Schulter gucken.
Spuren im Schnee
  

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